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Der Blasenkrebs

Einleitung

Das Urothel ist eine 2-7 Lagen starke Zellschicht, die wie eine besonders dehnbare „Innenhaut“ die harnableitenden Wege, also Nierenkelche, Nierenbecken, Harnleiter, Blase und den Beginn der Harnröhre, auskleidet.

Entarten solche Zellen, entsteht zumeist ein Urothelkarzinom, wobei die Lokalisation in etwa der Urothel – Verteilung im Körper entspricht. 93% des Urothels ist Bestandteil der Harnblase, hier sind dementsprechend auch etwa 93% der Urothelkarzinome ( Blasenkrebs ) lokalisiert , ca. 4% liegen im Nierenbeckenkelchsystem, fast 3% im Harnleiter und selten geht ein Urothelkarzinom von der hinteren Harnröhre aus.

Häufigkeit und Verteilung

In Deutschland liegt die Neuerkrankungsrate bei 16 000 pro Jahr, was einer Inzidenz von ca. 20 pro 100 000 Einwohner entspricht. Männer sind fast dreimal so häufig wie Frauen betroffen. Die Erkrankung ist vor dem 40. Lebensjahr selten, dann steigt die Häufigkeit an und erreicht im 6. bis 7. Lebensjahrzehnt ihr Maximum.

Italienische und spanische Männer sind am häufigsten, Asiaten am seltensten betroffen. Die statistischen Auswertungen zeigen bislang keine familiäre Häufung.

Risikofaktoren

Das gesteigerte Vorkommen von Blasenkrebs bei Arbeitern in der Gummi – verarbeitenden Industrie, in der Farb- und Druckindustrie, in der Aluminiumindustrie, in Firmen, die Anilinfarbstoffe synthetisieren und weiteren Industriezweigen, hat den Anstoß zur Suche nach Krebs auslösenden Stoffen gegeben. So konnte beispielsweise für mehrere Vertreter der aromatischen Amine gezeigt werden, dass deren Entgiftung in der Leber zu harnlöslichen Verarbeitungsprodukten führt, die im Tierversuch die Entstehung von Urothelkarzinomen auslösen können.

Solche Stoffe finden sich auch im Zigarettenrauch, sodass inhalierendes Rauchen mit einem etwa 4 – 6 mal höheren Erkrankungsrisiko für Blasenkrebs verbunden ist.

Von besonderer Bedeutung ist dabei auch die Beobachtung, das viele der Patienten mit schlecht differenzierten ( und damit besonders gefährlichen ) Urothelkarzinomen starke Raucher sind.

Symptome und Beschwerden

Das typische Symptom ist das plötzliche und schmerzlose Auftreten von blutigem Urin. Dieses Symptom kann zwar auch harmlose Ursachen haben, jedoch gilt eine solche Blutung solange tumorverdächtig, bis eine komplette Untersuchung der Harnwege erfolgt ist. Ein frühes Symptom kann auch die nicht sichtbare Blutung sein, die meist im Urin – Schnelltest oder bei einer mikroskopischen Urinuntersuchung auffällt. Auch hier ist immer eine Klärung erforderlich. Blasenkrebs bereitet zu Beginn normalerweise keine Schmerzen. Eine Ausnahme macht manchmal das Carcinoma in situ, ein sich flächenhaft im Urothel ausdehnendes, schlecht – differenziertes Karzinom, das sich ähnlich wie eine Blasenentzündung mit häufigem Harndrang, schmerzhafter Miktion und Blasenkrämpfen bemerkbar machen kann.

Diagnostik

Urinuntersuchung mit Ausschluss bzw. Therapie einer Harnwegsinfektion, Blutlabor, Ultraschall – Untersuchung, röntgenologische Darstellung der harnableitenden Wege und schließlich die Blasenspiegelung, sind zur Klärung des Symptoms Hämaturie (Blut im Urin) erforderlich. Zusätzlich können Urinzytologie, Urin – gebundene Tumormarkersysteme und – bei fortgeschrittenen Tumoren – Computertomographie und Ganzkörperknochenszintigraphie wertvolle Hinweise geben.

Stadieneinteilung

Sie erfolgt nach der Eindringtiefe des Tumors und wird durch die nachfolgende Graphik erläutert.

Durch die Erfassung von Lymphknotenmetastasen ( N0 keine, N1 ≤ 2, N2 >2 ≤ 5, N3 >5 cm größter Durchmesser ) und Fernmetastasen ( M0 keine, M1 vorhanden ) wird die Einteilung nach dem TNM System vervollständigt.

Des weiteren ist das so genannte Grading, die Einteilung der vorherrschenden Tumorzellen in 4 verschiedene Klassen, die einen Rückschluss auf die Aggressivität erlauben ( G1 gut differenziert und damit wenig aggressiv, G4 entdifferenziert und damit meist hochaggressiv ) für die Prognose des Erkrankten von besonderer Bedeutung.

Übersicht über therapeutische Möglichkeiten

Nachdem der Verdacht auf ein Blasenkarzinom bei der Blasenspiegelung gestellt wurde, muss dieser Verdacht durch eine Operation durch die Harnröhre (TUR ), bei der der Tumor nach Möglichkeit vollständig entfernt wird, gesichert werden. Hierbei erhält der Pathologe so viel Material, dass eine Einteilung nach dem oben genannten TNM System möglich wird. Das weitere Vorgehen richtet sich nach dem erhobenen Tumorstadium:

– einzelner pTa G1 < 3 cm Nachsorge mit Blasenspiegelungen durch Urologen - mehrere pTa, pT1 G1 – 2 erneute TUR nach 4 – 6 Wochen, dann Nachsorge - mehrere pTa G3, pTis, pT1 G3 BCG Instillationstherapie ( Immuntherapie ) mit Prüfung des Therapieerfolges, dann Nachsorge

– wiederkehrende pTa,pT1 G1-2 Instillation von zytotoxischen Medikamenten oder ( bei Therapieversagen ) BCG, Nachsorge

– ab pT2 Ausbreitungsdiagnostik mittels Computertomographie, Knochenszintigraphie, dann, wenn möglich, die operative Entfernung der Harnblase mit Harnableitung

– bei nicht operablen Patienten, nicht mehr operablen Tumoren, ausgedehnter Lymphknoten – Metastasierung oder Fernmetastasierung wird eine kombinierte Radio- und Chemotherapie erforderlich.

Abschließende Bemerkung

Diese kurze Zusammenstellung kann nur hinweisenden Charakter haben. Insbesondere der recht aggressive pT1 G3 Tumor wird beim jüngeren Menschen mit hohem Sicherheitsbedürfnis oftmals eine sofortige Blasenentfernung zur Folge haben. Ebenso muss eine rasche Blasenentfernung erfolgen, wenn nach dem 2. BCG Zyklus immer noch Carcinoma in situ nachweisbar bleibt.

Über die bislang noch nicht angesprochenen Möglichkeiten der Harnableitung, die im Falle einer Harnblasenentfernung erforderlich wird, muss immer eine individuelle Beratung mit ausführlicher Erläuterung der Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren unter Berücksichtigung aller anderen Erkrankungen des Betroffenen erfolgen.